Erfolgreiche Varroakontrolle – wie machen es Berufsimkereien? 30.06.2024, ab 11.00 Uhr Info
Das Imkern liegt uns im Blut.
Bereits unsere Großeltern waren in die Bienen verliebt und so ist es sicherlich nicht sehr verwunderlich, dass auch uns diese Leidenschaft gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen hat.
Wir begannen relativ früh mit einer Nebenerwerbsimkerei, denn das Imkern mit wenigen Völkern wollte uns beiden keinen rechten Spaß machen. Bereits nach wenigen Jahren konnten wir unsere tägliche Arbeit mit den anfallenden Aufgaben in der Imkerei nicht mehr „unter einen Hut“ bekommen und entschlossen uns, Berufsimker zu werden.
Jovita Lange absolvierte 1992 ein Studium der Agrarwissenschaften in Kaunas (Litauen) mit Abschluss als Diplomingenieurin (Agr.). Anschließend spezialisierte sie sich in vier weiteren Semestern im Fachbereich Bienenhaltung auf den späteren Beruf und schloss das Studium mit dem akademischen Grad Magister bei Professor Straigis ab. Ein Thema ihrer Magisterarbeit war die Königinnenzucht.
Ferner wurden Studium begleitende Praktika in zwei Berufsimkereien in Deutschland (in Schleswig Holstein und in Bayern) und in einer Berufsimkerei in Luxembourg absolviert.
Heute betreut Jovita Lange einige Hundert Zuchteinheiten und 30 Versuchsvölkern. Hinzu kommt im Juli eines Jahres die instrumentelle Besamung von Bienenköniginnen, um Zuchtstoff für unseren Zucht- und Vermehrungsbetrieb zu generieren.
Mit einer dreistelligen Völkerzahl wird ferner eine Wanderimkerei betrieben, um die sich Ramunas Lange kümmert. Im Jahresverlauf werden weit auseinanderliegende Trachten angewandert, damit wir die beliebten Raps-, Edelkastanien-, Robinien (Scheinakazie)-, Linden-, Wald-, Kornblumen-, Sonnenblumen- und Buchweizenhonige ernten können.
Wir haben unseren Betrieb bewusst klein gehalten, denn obwohl es für fast alle möglichen Imkereiarbeiten Hilfsmittel und Maschinen gibt – die Pflege und Betreuung von Bienenvölkern ist bis heute reine Handarbeit geblieben.
Im Sommer sind es dann viele helfende Hände, die die Honigernte, Völkervermehrung- und Pflege sicherstellen; die gesamte Familie hilft mit, denn anders wäre es nicht möglich, unsere Bienen mit der nötigen Sorgfalt und Liebe zu betreuen. In unserer Imkerei kommt nur die Buckfastbiene zum Einsatz. Auf die Buckfastbiene sind wir durch einen reinen Zufall gekommen, waren doch unsere ersten Berührungspunkte in Deutschland ganz andere.
Jovita Lange:
„Bei meinem ersten Praktikum in Schleswig Holstein (meine Arbeitgeberin betreute damals 220 Wirtschaftsvölker mit angeschlossener Inselbelegstelle) ging ich derart in der Carnicazucht auf, dass ich noch in meiner Diplomarbeit zum Magister geschrieben habe, dass die Zukunft der europäischen Imkerei die Carnica ist.
Meine anschließenden imkerlichen Einblicke in Bayern bestärkten diesen Eindruck. In dieser Großimkerei wurden im Jahresdurchschnitt 500 Wirtschaftsvölker der Zuchtrichtung Carnica Sklenar betreut. Neben der Königinvermehrung wurden bundesweit verschiedene Trachten angewandert.
In beiden Imkereien hatte ich großen Spaß an der Arbeit, fügten sich meine praktischen Eindrücke doch lückenlos in meine wissenschaftlichen Arbeiten und Erfahrungen ein.
Erst als ich eine Saison in Luxemburg absolviert hatte, änderte sich meine Einstellung zur Imkerei vollständig. Obwohl mein Arbeitgeber damals berufstätig gewesen ist, gelang es ihm, neben der Arbeit 300 Wirtschaftsvölker und rund 400 Begattungseinheiten (Zuchtrichtung Buckfast) erfolgreich zu bewirtschaften. Dass bei dieser Konstellation typische Arbeiten wie Schwarmkontrolle allein schon zeitmäßig nicht möglich gewesen sind, muss an dieser Stelle nicht erst ausdrücklich erwähnt werden.
Besonders war ich anfangs über den Umstand irritiert, dass mir keine Schutzkleidung wie Schleier oder Imkerblouson zur Verfügung gestellt wurden. Nicht, um mich zu beunruhigen, wie mir versichert wurde, sondern aus dem Umstand, dass solche Arbeitskleidung nicht im Repertoire dieser luxemburgischen Imkerei stünde!
Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich meinen Mann telefonisch bat, mir (für den Fall der Fälle) heimlich diese Utensilien nach Luxemburg zu bringen. Benötigt habe ich sie allerdings nicht ... Die täglichen Bienenstiche konnte ich an einer Hand abzählen. Wie angenehm war es doch, im Hochsommer bei 32 Grad Celsius in kurzer Hose und T-Shirt den Bien zu bearbeiten, ohne völlig zerstochen abends Kühlung suchen zu müssen.
Besonders für einen jungen Menschen wie mich damals war diese Erfahrung wunderbar und gleichzeitig ein Ansporn, zu dieser luxemburgischen Imkerei zurückzukehren (insgesamt drei Mal). Als ich dann wieder nach Hause fuhr, waren 19 Wirtschaftsvölker mit begatteten Buckfastköniginnen im Gepäck. Mein Arbeitgeber hatte sie mir zu einem Freundschaftspreis überlassen. Soviel zu dem Beginn meiner Buckfastliebe, die schnell auf unsere ganze Familie umgeschlagen ist.
Nicht jeder Imker (und auch nicht jeder Wissenschaftler), der so vehement gegen die Buckfastzucht schreibt und spricht, kann auf ähnliche Vergleichsmöglichkeiten in Berufsimkereien zurückschauen.